Liebe Eltern,

viele von Ihnen hatten früher vielleicht selber einmal eine Zahnspange. In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich manches geändert, anderes wiederum hat immer noch Bestand. Rund um die Kieferorthopädie gibt es viele Fragen, Meinungen und nicht zuletzt auch Gerüchte. Wir versuchen hier ganz kurz einige generelle Fragen zum Thema Kieferorthopädie bei Kindern zu beantworten.

In welchem Alter sollte ich mit meinem Kind zum Kieferorthopäden?
Bei den meisten Kindern ist es sinnvoll, im Alter von 8-9 Jahren einmal beim Kieferorthopäden nachschauen zu lassen, ob eine Behandlung notwendig ist oder später notwendig sein wird.

Einige Fehlstellungen sollten aber früher (bereits ab dem 5.-6. Lebensjahr) behandelt werden, bei anderen reicht auch ein späterer Behandlungsbeginn, wenn schon alle bleibenden Zähne da sind. Prinzipiell gilt: Es ist zwar nie zu spät, aber manches ist deutlich einfacher, wenn man früher/rechtzeitig beginnt.

Warum sollte ich mit meinem Kind zum Kieferorthopäden?
Ein Großteil unserer Arbeit besteht natürlich darin, schiefe Zähne gerade zu stellen! Aber Kieferorthopädie bedeutet weit mehr: Der gesamte Komplex aus Zähnen, Kiefer, Zunge, Lippen, Kiefergelenk, Wirbelsäule usw. stehen in enger Wechselbeziehung zueinander.

Kieferorthopäden sind darauf spezialisiert, auch solche funktionellen Probleme zu erkennen und in enger Zusammenarbeit mit Zahnärzten, HNO-Ärzten, Logopäden, Physiotherapeuten im Bedarfsfall auch mit Ärzten anderer Fachgebiete zu behandeln.

Wann übernehmen die Krankenkassen die Kosten?
Seit 2002 gelten für gesetzlich Versicherte die so genannten Kieferorthopädischen Indikationsgruppen (KIG). Erst ab einem „Ausprägungsgrad 3“ oder höher übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine nach § 12 des Sozialgesetzbuches V „ausreichende, zweckmäßige und wirtschaftliche“ Behandlung für unter 18-jährige. Die Patienten können aber darüber hinaus eine höherwertige Behandlungsmethode/-technik wählen. Die dafür anfallenden Mehrkosten müssen selbst getragen werden.

Für die „Ausprägungsgrade 1 und 2“ übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten nicht. Trotzdem gibt es Fehlstellungen der Grade 1 und 2, bei denen eine Behandlung nicht nur aus ästhetischen, sondern aus medizinischen Gründen sinnvoll ist.

Für Erwachsene übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für eine kieferorthopädische Behandlung bei ausgeprägten Fehlstellungen, die nur gemeinsam mit einem kieferchirurgischen Eingriff korrigierbar sind.

Die Privaten Krankenversicherungen, sowie private Zusatzversicherungen erstatten die Kosten je nach abgeschlossenem Tarif.

Unter Umständen können die Kosten für eine kieferorthopädische Behandlung steuerlich geltend gemacht werden (§ 33 Einkommensteuergesetz ).

Was sind die Ursachen für Zahn- und Kieferfehlstellungen?
Vereinfacht lassen sie sich in genetische und nicht genetisch bedingte Ursachen einteilen. Genetische (vererbte) Ursachen sind nicht beeinflussbar, es können lediglich die Auswirkungen therapiert werden. Beispiele dafür sind zum Beispiel das ausgeprägte Unterkieferwachstum (Progenie) oder die Nichtanlage bestimmter Zähne (z.B. kleine Backenzähne oder seitliche Schneidezähne). Solche Krankheitsbilder können auch eine oder mehrere Generationen überspringen und sind in ihrer Ausprägung sehr unterschiedlich.

Zu den nicht genetisch bedingten – und dadurch beeinflussbaren – Ursachen gehören beispielsweise das Daumenlutschen über das 4. Lebensjahr hinaus, Zungenfehlfunktionen, der vorzeitige Verlust von Milchzähnen oder die eingeschränkte Nasenatmung. Häufig liegt auch eine Kombination aus genetisch und nicht genetisch bedingten Ursachen vor.

„Verwachsen“ sich die Fehlstellungen nicht von alleine?
Sehr selten verbessern sich kleine Fehlstellungen von selbst. Es ist eher so, dass die meisten Fehlstellungen (z. B. Engstände, Tiefbisse, vorstehende Frontzähne) die Neigung haben, sich im Laufe des Lebens zu verschlechtern. Die dadurch entstehenden Probleme treten häufig erst dann deutlich in Erscheinung, wenn die körpereigene Regenerationsfähigkeit (jenseits des 25.-30. Lebensjahrs) nachlässt. Eine rechtzeitige kieferorthopädische Behandlung ist also Prävention!
Wie lange dauert eine kieferorthopädische Behandlung?
Die aktive Behandlung dauert zwischen einem Jahr bei einfachen Zahnfehlstellungen und vielen Jahren bei ungünstigen Wachstumsbedingungen wie z.B. Progenien. Bei allen Behandlungen gilt: Je besser die Mitarbeit des Kindes desto eher ist die Behandlung beendet!
Verschieben sich die Zähne nicht später sowieso wieder?

Nach Abschluss der aktiven Behandlung beginnt die wichtige Phase der Retention (Haltephase). Das Ergebnis muss mit einfachen herausnehmbaren Spangen oder geklebten kleinen Drähten (meist nur im Unterkiefer) auf der Zahninnenseite stabilisiert werden.

Die Stabilisierung sollte mindestens zwei Jahre erfolgen und regelmäßig kontrolliert werden. Erfolgt keine Stabilisierung oder werden die Geräte nicht ausreichend getragen, verschieben sich die Zähne wieder zurück. Auch hier ist die Mitarbeit des Patienten das A und O.

Milchzähne sind nicht so wichtig, es kommen ja neue Zähne nach, oder?

Nein, das ist absolut falsch! Abgesehen davon, dass kaputte Milchzähne Schmerzen verursachen und eventuell gezogen werden müssen (was manchmal eine lebenslange Zahnarztangst nach sich zieht!), haben die Milchzähne auch eine wichtige Funktion als Platzhalter für die kommenden bleibenden Zähne.

Müssen kaputte Milchzähne frühzeitig entfernt werden, hat dies Zahnwanderungen und Wachstumshemmungen des Kiefers zur Folge. Diese Zahnwanderungen können teilweise durch das Einbringen eines Platzhalters durch den Hauszahnarzt oder Kieferorthopäden verhindert werden.

Am besten lassen Sie es aber erst gar nicht dazu kommen!

Müssen heute immer noch bleibende Zähne gezogen werden?

Abgesehen von den Zähnen die gezogen werden, weil sie durch Karies stark zerstört sind, gibt es noch weitere Indikationen bei denen auf das Ziehen von Zähnen (häufig kleine Backenzähne sog. Prämolaren) nicht verzichtet werden kann. Mit einer Reihe von Hilfsmitteln (z.B. Pendulum, Miniscrews , Headgear, Approximaler Schmelzreduktion ) kann jedoch häufig so behandelt werden, dass auf Extraktionen verzichtet werden kann.

Andererseits darf nicht unerwähnt bleiben, dass in bestimmten Fällen durch die Extraktion von Prämolaren ein besseres Behandlungsergebnis schneller und schonender erreicht werden kann und dann sogar häufiger auf die Entfernung von Weisheitszähnen verzichtet werden kann.

Die Aussage einiger Brackethersteller, dass mit ihrem System auf Extraktionen verzichtet werden kann, ist irreführend und unseriös.

Die Entscheidung, ob extrahiert werden muss oder ob dazu Alternativen bestehen, wird sehr genau überprüft. Die Grundlage für diese Entscheidung ist die individuelle Situation beim Patienten und nicht irgendein System oder eine „Philosophie“!

Ist eine feste Zahnspange nicht schädlich für den Zahnschmelz?

Die feste Zahnspange an sich macht dem Zahnschmelz nichts. Die Mundhygiene ist durch die feste Zahnspange natürlich erschwert. Bei schlechter Mundhygiene und unzureichender Fluoridierung durch Zahnpasta oder Mundspüllösungen kann es zu sogenannten „whitespots“ oder sogar Karies um die Brackets herum kommen. Deswegen sind während der Behandlung mit einer festen Zahnspange das 3x tägliche Zähneputzen und die zusätzliche Spülung mit einer fluoridhaltigen Mundspüllösung wichtig.

Außerdem ist es empfehlenswert, während der Behandlung mit einer festsitzenden Zahnspange beim Hauszahnarzt halbjährlich, bei Bedarf auch öfter eine Zahnreinigung durchführen zu lassen.

Fragen und Antworten für Kinder

Was ist eigentlich Kieferorthopädie?
Ein Kieferorthopäde ist ein Zahnarzt, der sich durch eine 4-jährige Weiterbildung darauf spezialisiert hat, schiefstehende Zähne und Kiefer, bei denen der Ober- und Unterkiefer nicht richtig zusammenpassen, zu behandeln. Bei uns werden also keine Zähne gezogen und nicht gebohrt, sondern es werden Zähne zurechtgerückt.
Warum macht man das?
Schiefe Zähne sind nicht nur unschön anzusehen, sondern auch schwieriger zu putzen. Zwischen schiefen Zähnen bekommt man häufiger Zahnfleischentzündungen und Karies. Außerdem ist ein guter Biss wichtig, denn schließlich benutzt du jedes Mal beim Essen deine Zähne und deine Kiefer. Auch wenn manche Fehlstellung nicht so schlimm aussieht, ist es so, dass sich diese im Laufe des Lebens verstärken. Bei Kindern und Jugendlichen kann man das Kieferwachstum noch beeinflussen. Deshalb ist es sinnvoll solche Fehlstellungen im Kindes- und Jugendalter zu korrigieren.
Wie läuft denn eine kieferorthopädische Behandlung ab?
Wenn du das erste Mal zu uns kommst, schauen wir uns deine Zähne an und überprüfen, ob die Zähne des Oberkiefers und Unterkiefers gut zusammenpassen. Wenn wir feststellen, dass bei dir etwas gemacht werden muss und du mit dem Zahnwechsel (wie viele Milchzähne noch bei dir im Mund sind) weit genug bist, fertigen wir die notwendigen Anfangsunterlagen an. Dazu gehören Fotos von dir und deinen Zähnen sowie Röntgenbilder und Abdrücke deiner Zähne. Mit diesen Unterlagen können wir dann in Ruhe ganz genau planen, was bei dir gemacht werden muss.
Wie lange dauert eine kieferorthopädische Behandlung?
Wie lange die Behandlung bei dir dauert, hängt davon ab wie stark die Fehlstellung deiner Zähne ist. Zahnbewegungen und das Wachstum der Kiefer laufen langsam ab, deswegen dauern die Behandlungen meist mehrere Jahre.
Und was passiert dann?
Erst wenn genau feststeht, was bei dir gemacht werden muss, bekommst du bei deinem zweiten oder dritten Termin deine Zahnspange. Das kann entweder eine einfache Zahnspangedoppelte Zahnspange , eine oder wenn du schon alle bleibenden Zähne hast, eventuell auch eine festsitzende Zahnspange sein. Du bekommst genau erklärt, wie du deine Zahnspange tragen und pflegen musst. Wir kontrollieren bei jedem Termin, ob deine Zahnspange gut sitzt und ob sich die Zähne bewegt haben. Nur wenn du die Zahnspange ganz fleißig trägst wird die Behandlung erfolgreich sein!

Einfache Spangen

„Lose einfache Spangen“ sind herausnehmbare kieferorthopädische Geräte für einen einzelnen Kiefer (Ober- oder Unterkiefer). Sie bestehen aus einem Kunststoffkörper, der in verschiedenen Farben und mit unterschiedlichen Motiven gestaltet werden kann. Um die Spange im Mund zum Halten zu bringen, sind seitlich Halteelemente aus Draht angebracht.

Zusätzlich sind in der Spange kleine Edelstahlschrauben angebracht, mit denen man die Spange verstellen kann, um die Zahnbewegung zu aktivieren. Außerdem sind an solchen Spangen auch manchmal kleine Federn, um spezielle Zahnbewegungen durchführen zu können.

Wirken können diese Geräte nur, wenn sie im Mund sind. Deswegen müssen diese Geräte möglichst viel getragen werden.

Doppelte Zahnspangen

„Lose doppelte Zahnspangen“ sind herausnehmbare kieferorthopädische Geräte, die für den Ober- und Unterkiefer zusammen konstruiert sind. Auch sie haben wie die einfachen Zahnspangen einen Kunststoffkörper und verschiedene Drähte und Schrauben.

Der große Unterschied zu den einfachen Spangen ist, dass sie locker im Mund sitzen. Der Sinn dieser Geräte ist die korrekte Einstellung des Oberkiefers zum Unterkiefer. Diese Spangen heißen auch funktionskieferorthopädische Geräte. Davon gibt es unzählige Varianten wie die Bionatoren, Aktivatoren oder die Funktionsregler.

Auch diese Geräte müssen wie die einfachen Zahnspangen so viel wie möglich getragen werden, damit sie ihre Wirkung entfalten können.

Feste Zahnspange

Eine festsitzende Zahnspange besteht aus Brackets, die auf die Zähne geklebt werden und aus dünnen Drähten, die in die Brackets eingesetzt werden, um die Zähne zu bewegen. Für jeden Zahn gibt es ein eigenes spezielles Bracket. Die Brackets können aus unterschiedlichen Materialien sein. Meistens sind sie aus Edelstahl, es gibt aber auch weniger sichtbare aus Kunststoff oder Keramik.

Um die Zähne zu bewegen muss die Zahnspange regelmäßig nachgestellt werden. Dazu werden die dünnen Drähte bei den regelmäßigen Kontrollterminen von uns gewechselt oder nachaktiviert.

Nach dem Einsetzen der festen Spange und wenn nachgestellt wurde, sind die Zähne für ein paar Tage etwas empfindlicher. Das ist aber völlig normal und unbedenklich. Die Zähne werden ebenfalls etwas beweglicher als sonst. Auch das ist ganz normal, schließlich wollen wir die Zähne ja bewegen. Aber keine Angst, nach Ende der Behandlung werden die Zähne wieder fest in deinem Kiefer sitzen.

Wenn du eine feste Spange bekommst, ist es sehr wichtig, dass du die Zähne und die Spange ganz ordentlich sauber hältst. Außerdem müssen manchmal Gummizüge eingehängt werden. Das wird gemacht, um Ober- und Unterkiefer anzupassen, wenn zum Beispiel der Unterkiefer weiter nach vorne muss, damit die Schneidezähne gut abbeißen können. Die Gummizüge müssen exakt so eingehängt werden, wie wir es dir zeigen und genau so viel getragen werden wie dir gesagt wird.

„Unsichtbare Spangen“

Unter unsichtbaren Spangen versteht man z.B. feste Zahnspangen die auf der Innenseite der Zähne befestigt sind, die so genannte Lingualtechnik (lingua = die Zunge). Diese Zahnspangen werden sehr aufwendig am Computer entworfen, aus Gold gegossen und sind deshalb deutlich teuer als Brackets die außen auf den Zahn geklebt werden. Aber auch bei diesen Spangen muss man manchmal Gummizüge einhängen, die man ein Bisschen sieht.

Zu den unsichtbaren Zahnspangen gehören auch die so genannten Invisalign-Schienen. Invisalign ist ein Kunstwort aus den englischen Wörtern „invisible“ (unsichtbar) und „align“ (ausrichten/gerade machen).

Das sind harte durchsichtige Kunststoffschienen die 22 Stunden am Tag getragen werden müssen, aber herausgenommen werden können. Manchmal reichen ein paar Schienen aus, es können aber auch weit über 50 Schienen nötig sein, die jeweils für 2 Wochen getragen werden müssen. Diese Schienen werden ebenfalls am Computer entworfen und anschließend in den USA hergestellt. Deshalb sind die Schienen natürlich einiges teurer als eine normale Zahnspange.

Auch bei diesen durchsichtigen Schienen braucht man für die gute Einstellung von Ober- und Unterkiefer häufig Gummizüge und für manche Zahnbewegungen müssen auch kleine Knöpfchen auf die Zähne geklebt werden.

Zahnpflege

Ob Spange oder nicht, die Zähne gut zu putzen ist immer wichtig! Allerdings ist es besonders wichtig, wenn eine feste Spange in deinem Mund ist. Deshalb müssen nach jedem Essen die Zähne ganz gründlich mit Zahnbürste und Zahnpasta und mit der kleinen Zwischenraumbürste geputzt werden. Die Brackets und Drähte erschweren natürlich die Reinigung und du brauchst deshalb etwas länger als ohne Spange. Wie genau das geht und auf was du achten musst, bekommst du bei uns ganz genau erklärt. Putzen musst du allerdings selber!

Sportmundschutz

Wie du sicher schon einmal bei Profisportlern gesehen hast, tragen die oft einen Mundschutz. Eigentlich müsste es eher Zahnschutz heißen, denn damit werden die Zähne bei Sportunfällen geschützt. Nicht nur beim Boxen oder beim Eishockey, sondern auch bei Sportarten wie z.B. Fußball oder Hockey kommt es häufig zu Zahnverletzungen. Ein guter Sportmundschutz wird speziell für dich angepasst, damit deine Zähne optimal geschützt sind. „

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